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Ausbildungstrends 2019 – Wenn Ausbildung zum Erlebnis wird

2019 – das Jahr, bevor die Welt durch Corona komplett auf den Kopf gestellt wurde. Aber genau deshalb ist ein Blick zurück auf das Ausbildungsjahr 2019 so spannend. Denn in diesem Jahr liefen viele Dinge noch „normal“, aber gleichzeitig zeichnete sich bereits ab: Die Ausbildung ist im Wandel. Weg von starren Strukturen, hin zu mehr Individualität, digitalen Elementen und echten Erlebnissen.

Was hat sich also in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol 2019 in der Ausbildung getan? Hier kommen die wichtigsten Trends – kompakt, locker und auf den Punkt!


1. Berufsorientierung: Weg mit dem Staub, her mit der Praxis

2019 wurde die klassische „Berufsinfo-Broschüre“ endgültig vom Thron gestoßen. Jugendliche wollten erleben, nicht nur lesen. Entsprechend ging der Trend klar in Richtung Erlebnisorientierung: Schnuppertage, Betriebserkundungen, digitale Tools – alles, was einen Beruf greifbar machte, war gefragt.

In Deutschland wurden Apps wie „Berufe Entdecker“ oder „AzubiWelt“ beliebter. Auch Virtual Reality hielt Einzug in Klassenzimmer – plötzlich konnte man virtuell in den Bagger steigen oder einen Friseursalon erkunden.

In Österreich setzte man vermehrt auf regionale Berufsorientierungstage mit Live-Demos, bei denen man selbst anpacken konnte. Jugendliche durften Metall biegen, mit Holz arbeiten oder kleine IT-Projekte testen.

Die Schweiz bewies wieder einmal, wie praxisnah Berufsorientierung sein kann: Fast jedes Schulkind durchlief im Rahmen von „Schnupperlehren“ mehrere Tage direkt im Betrieb.

Südtirol kombinierte beide Welten: Schule und Praxis. Berufsinfozentren organisierten duale Berufserkundungen, bei denen Schüler:innen nicht nur Infos erhielten, sondern gleich vor Ort in Betriebe reinschnuppern konnten – auf Deutsch und Italienisch.


2. Azubi-Recruiting: Unternehmen buhlen um Talente

Der Fachkräftemangel war 2019 längst Realität. Betriebe konnten sich nicht mehr darauf verlassen, dass sich Azubis von selbst melden – sie mussten proaktiv werben.

In Deutschland wurde Recruiting über WhatsApp salonfähig. Erste Unternehmen, wie die Deutsche Post, führten den „Bewerbungschat“ ein – keine Formulare mehr, keine langen Mails, sondern schnelle Kommunikation auf Augenhöhe.

Österreich experimentierte mit Job-Speed-Datings und Azubi-Castings – kurze Gespräche, lockere Atmosphäre, schnelle Entscheidungen. Wer überzeugte, bekam direkt eine Einladung zum Probearbeiten.

Die Schweiz setzte auf Matching-Plattformen wie Yousty.ch, wo Betriebe und Jugendliche per Algorithmus zueinanderfinden – ganz ohne komplizierte Bewerbungsprozesse.

Und in Südtirol? Hier war der direkte Draht entscheidend: Viele Betriebe suchten den Kontakt zu Schulen, Eltern und Jugendlichen auf Messen, bei Projekttagen oder über lokale Plattformen wie „Berufsbildung Südtirol“.


3. Ausbildungsmarketing: Zeig mir, wie cool dein Azubi-Alltag ist

2019 war das Jahr, in dem Ausbildungsmarketing endgültig in der Social-Media-Welt ankam. Wer junge Menschen erreichen wollte, musste auf Instagram, YouTube und TikTok präsent sein – mit echten Geschichten statt leeren Versprechen.

In Deutschland starteten viele Unternehmen Azubi-Blogs, Instagram-Übernahmen durch Lehrlinge oder kleine Videoreihen à la „Ein Tag als Azubi bei XY“. Authentizität war Trumpf – keine Models, sondern echte Azubis vor der Kamera.

Österreichische Betriebe produzierten coole Kurzfilme über ihre Ausbildungsberufe, teilweise sogar mit Kino-Qualität. Dazu kamen Influencer-Kooperationen mit bekannten YouTubern, die Berufe testeten – mit Millionen Reichweite.

In der Schweiz wurde vor allem auf regionale Nähe gesetzt: Azubi-Videos im Dialekt, kurze Vorstellungsvideos für YouTube, Livestreams mit Q&A-Sessions – alles selbst produziert, oft von den Azubis selbst.

Südtirol setzte ebenfalls auf persönliche Einblicke: Social-Media-Kampagnen mit echten Gesichtern aus der Region zeigten, dass Ausbildung auch hier modern und zukunftssicher ist.


4. Ausbildungsqualität: Gute Betreuung wird zum Erfolgsfaktor

Was bringt das beste Recruiting, wenn Azubis nach ein paar Monaten wieder abspringen? 2019 wurde das Thema Ausbildungsqualität ernster genommen – in allen vier Ländern.

In Deutschland war die Diskussion um Generation Z voll im Gange: Diese jungen Menschen wollten Sinn, Feedback und Wertschätzung – keine Hierarchie, keine autoritären Chefs. Die Folge: Viele Unternehmen setzten auf Mentoring, regelmäßige Feedbackgespräche und individuelle Entwicklungspläne.

Österreich arbeitete weiter an der Dualen Akademie, die gezielt Maturant:innen für eine praxisorientierte Ausbildung gewinnen sollte. Inhalte wurden modularer, Lernziele flexibler, der Übergang zum Beruf fließender.

Die Schweiz erweiterte ihre ohnehin starke Ausbildungsstruktur um neue digitale Lernformen – darunter interaktive Lernplattformen, Blended Learning und fächerübergreifende Projekte.

In Südtirol gab es mehr Unterstützung für Ausbildungsbetriebe, etwa durch Schulungen für Ausbilder:innen und Förderprogramme für kleine Betriebe. Die Verbindung von Schule und Praxis wurde weiter gestärkt – auch durch neue Lehrpläne.


5. Digitalisierung: Jetzt aber wirklich!

Schon in den Jahren davor angekündigt, wurde 2019 Digitalisierung in der Ausbildung mehr als nur ein Schlagwort. Unternehmen begannen, ernsthaft zu investieren – in Tools, Inhalte und neue Berufsbilder.

In Deutschland entstanden neue IT-Ausbildungsberufe wie der Kaufmann/-frau für E-Commerce, außerdem wurden digitale Lernplattformen wie „Lernplattform Ausbildung“ oder IHK-Online-Tools ausgerollt.

Österreich führte digitale Kompetenzmodule in vielen Lehrberufen ein. Lehrlinge sollten nicht nur „mit der Hand“, sondern auch mit dem Tablet arbeiten können.

In der Schweiz wurden neue Fachrichtungen eingeführt und digitale Skills in fast allen Ausbildungen integriert. Learning by doing – am Bildschirm und in der Werkstatt.

Und Südtirol? Hier entstanden Pilotprojekte für hybride Ausbildungseinheiten, bei denen Präsenz- und Online-Lernen kombiniert wurden – eine wertvolle Basis, wie sich später noch zeigen sollte.


Fazit: 2019 war die Bühne für die Zukunft

Rückblickend war 2019 ein starkes Jahr für die Ausbildung. Die Betriebe fingen an, umzudenken – nicht mehr nur „ausbilden“, sondern begeistern, begleiten, binden. Jugendliche wurden ernster genommen, Kommunikation wurde persönlicher, digitaler und echter.

Viele der Entwicklungen, die 2019 starteten, wurden durch Corona 2020 dann richtig beschleunigt. Aber der Grundstein wurde in diesem Jahr gelegt – mit neuen Formaten, mehr Mut zur Veränderung und einem klaren Ziel: Ausbildung wieder attraktiv zu machen.


Wie hast du 2019 erlebt – als Azubi, Ausbilder:in oder Unternehmen? Welche Trends hast du mitbekommen? Schreib’s in die Kommentare!

Foto von Eren Li / Pexels.com

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