Heute gibt’s einen Blick rüber zum Lehrstellenmarkt in Österreich für 2019 – was lief gut, was war schwierig, und welche Trends sollte man als Betrieb kennen. Ich hab aus Regionalstatistiken und AMS Daten gestöbert, um ein möglichst klares Bild zu zeichnen.
⛰️ Österreich 2019: Lehrstellenmarkt im Überblick
Im Jahr 2019 war die Lehre in Österreich insgesamt stabil – teils mit kleinen Verbesserungen, teils mit altbekannten Herausforderungen. Hier sind ein paar zentrale Zahlen:
- Laut AMS Arbeitsmarktprofil gab’s 2019 6.247 sofort verfügbare Lehrstellen und 6.829 Lehrstellensuchende. Damit war die Lehrstellenanzahl knapp unter der Zahl der Suchenden.
- Der sogenannte Lehrstellenandrang – also wie viele Suchende auf eine offene Lehrstelle kommen – lag durchschnittlich bei 1,1. Das heißt: auf jede offene Stelle kam im Schnitt etwas mehr als ein Bewerbender.
- Lehrlingszahlen stiegen leicht – zum Beispiel in Vorarlberg, Ende 2019: ca. 7.115 Lehrlinge in Ausbildung, plus/minus im Vergleich zu 2018 kaum Veränderung.
- Höchste Lehrlingsquote österreichweit hatte Vorarlberg, mit über 50 % der 15 Jährigen, die sich für eine Lehre entschieden haben.
🛠️ Beliebte und weniger frequentierte Lehrberufe
Was lernen wir darüber, in welchen Berufen junge Leute eine Lehre starten wollten:
- Besonders gefragt waren technische und gewerbliche Lehrberufe: Metalltechnik, Elektrotechnik, Kraftfahrzeugtechnik und Installations /Gebäudetechnik zählten zu den Top Lehrberufen bei Männern.
- Bei den weiblichen Lehrlingen lagen Einzelhandel (mit verschiedenen Schwerpunkten), Bürokauf und Friseur/Stylistin oben.
- Schon in Vorarlberg zeigte sich, dass Mädchen immer öfter auch technische Lehrberufe wählen, z. B. Metalltechnik. Das deutet auf etwas mehr Durchmischung im traditionellen Rollenverständnis hin.
🌍 Regionale Unterschiede & Verfügbarkeiten
Nicht überall war die Situation gleich – je nach Bundesland gab’s große Unterschiede:
- In Oberösterreich, Salzburg und Tirol waren relativ viele Lehrstellen verfügbar im Verhältnis zu Suchenden. Sprich: weniger Bewerber pro Stelle.
- In anderen Regionen, z. B. in Wien, war das Verhältnis umgekehrt: dort standen mehr junge Menschen, die eine Lehrstelle suchten, den verfügbaren Stellen gegenüber – sprich: Bewerberüberhang.
- Vorarlberg sticht heraus: hohe Lehrlingsquote, stabile Zahlen bei Lehrlingen insgesamt, und mehr junge Menschen entscheiden sich dort fürs Lehrmodell.
⚙️ Wo’s gehakt hat
Auch 2019 hatte der Lehrstellenmarkt seine Baustellen:
- Lehrstellenlücke
Es gab eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage: sowohl zu wenig passende Lehrstellen, als auch zu wenig Bewerber in bestimmten Berufen oder Regionen. Obwohl das Verhältnis insgesamt fast ausgeglichen war (1,1 Bewerber pro Stelle), spürten manche Bereiche einen echten Mangel. - Demografischer Druck
Weniger Schulabgänger in manchen Regionen bedeutete: weniger potentielle Lehrlinge. Gleichzeitig stiegen Anforderungen in manchen Lehrberufen, was dazu führte, dass Jugendliche, die nicht alle Voraussetzungen mitbrachten, auf der Strecke blieben. - Rolle von Betrieben & Attraktivität von Lehrberufen
Einige Lehrberufe litten darunter, dass sie nicht attraktiv genug erschienen – z. B. wegen Ausbildungsbedingungen, Verdienst, Modernität, Image. In Regionen mit wenig Industrie oder Technik-Betrieben war’s zudem schwieriger, technikaffine Jugendliche anzusprechen. - Weniger Lehrbetriebe
Ein Punkt, der oft übersehen wird: Auch wenn Lehrlingszahlen stabil oder leicht steigend waren, sank die Zahl der Betriebe, die ausbilden. Das heißt: mehr Last auf weniger „ausbildende Hände“.
📣 Trends & Entwicklungen, die man 2019 gesehen hat
Ein paar Entwicklungen, die sich 2019 abgezeichnet haben und die wichtig sind, um zu verstehen, wo’s hingeht:
- Technik & Industrie bleiben stark – Elektrik, Metall, KFZ Technik etc. bilden ein Rückgrat des Lehrsystems. Betriebe in diesen Bereichen profitieren von hoher Nachfrage.
- Mehr Diversität bei Geschlecht & Berufswahl – vor allem, was technische Berufe betrifft, sehen wir langsam mehr junge Frauen, die sich dafür entscheiden. Das ist zwar noch nicht ausgeglichen, aber ein positiver Trend.
- Regionale Lehrstellenengpässe vs. Überhänge – manche Bundesländer oder Bezirke haben deutlich mehr freie Lehrstellen als Bewerber, andere umgekehrt. Das hat mit wirtschaftlicher Struktur, Branchenmix und regionaler Attraktivität zu tun.
- Stabilisierung nach Rückgängen – nachdem es in manchen Bereichen Rückgänge gegeben hatte (z. B. weniger Betriebe, weniger Ausbildungsplätze in bestimmten Regionen), setzte 2019 eine leichte Stabilisierung ein. Lehrlingszahlen stiegen, wenn auch moderat.
🎯 Was Lehrbetriebe daraus mitnehmen können
Für alle, die Lehrlinge ausbilden oder planen auszubilden, hier ein paar Impulse:
- Früh sichtbar sein: In Schulen, bei Infoveranstaltungen, Berufsmessen – viele Jugendliche wissen gar nicht, was Ausbildung alles heißt. Wer sich präsentiert, gewinnt.
- Online werben: Immer mehr Jugendliche suchen ihre Informationen im Internet. Im Trend ist, wer seine Firmenwebsite mit guten Information zur Lehre austattet und Lehrlingsportale nutzt, um die Berufe sichtbar zu machen.
- Attraktivität steigern: Lehrberufe müssen modern bleiben. Technik, Digitalisierung, gute Ausstattung, Vernetzung mit innovativen Projekten – all das macht Unterschied.
- Flexiblere Anforderungen prüfen: Nicht jeder Jugendliche hat exakt die schulischen Voraussetzungen, die manche Lehrberufe fordern. Potenzial erkennen, fördern, nicht von Anfang an abschrecken.
- Regionale Kooperationen nutzen: Wenn man in einer Region ist, die weniger attraktiv wirkt (weil z. B. weniger Infrastruktur oder weniger Betriebe), kann Kooperation zwischen Betrieben, Kammern und Schulen helfen, junge Leute zu überzeugen und Angebote passender zu machen.
- Berufsvorbereitung stärken: Praktika, Schnuppertage, Lehrwerkstätten – je mehr Praxiserfahrung Jugendliche bekommen, umso klarer sehen sie, ob ein Beruf passt (und umgekehrt: Firmen sehen, wer motiviert ist).
Fazit
2019 war kein Superjahr, aber auch keines voller Probleme ohne Lichtblick. In Österreich war die Lehre stabil, mit leichten Aufwärtsbewegungen, besonders in Regionen wie Vorarlberg. Wer sich 2019 gut aufgestellt hatte – klar in Kommunikation, offen in Berufswahl und Anforderungen, engagiert in der Lehrlingsausbildung – der hatte gute Karten.
Foto von Kaboompics.com Karolina Grabowska / Pexels.com
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