2020 – ein Jahr, das vielen vermutlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Klopapier war plötzlich heiß begehrt, Homeoffice wurde zur neuen Normalität und „Du bist auf Mute“ entwickelte sich zur beliebtesten Floskel in Online-Meetings. Während sich viele Erwachsene mit Zoom und Teams anfreundeten (oder verzweifelten), standen tausende Schüler*innen vor einer ganz anderen Herausforderung: Wie finde ich eigentlich inmitten einer globalen Pandemie einen Ausbildungsplatz?
📣 Ausbildungsmarkt im Ausnahmezustand
Bis Anfang 2020 lief eigentlich alles wie gewohnt. Schüler*innen hatten ihre Praktika gemacht, besuchten Ausbildungsmessen, führten Bewerbungsgespräche in Betrieben – ganz analog und direkt. Doch dann kam Corona und warf alles über den Haufen. Schulen wurden geschlossen, Messen abgesagt, Vorstellungsgespräche verlegt – und zwar ins Internet.
Plötzlich mussten sich nicht nur die Bewerber*innen umstellen, sondern auch die Unternehmen. Die Azubifindung wurde zur digitalen Baustelle. Viele Betriebe hatten bis dahin kaum digitale Recruiting-Prozesse – und waren gezwungen, in Windeseile auf Videointerviews, Online-Messen und digitale Praktika umzusatteln.
📱 Bewerbungsprozesse: Vom Handschlag zum Zoom-Call
Vor Corona war der klassische Weg zur Ausbildung oft dieser: Stellenanzeige entdecken, Bewerbung schreiben, zum Gespräch erscheinen, vielleicht noch ein Probetag – fertig. 2020 war plötzlich vieles davon nicht mehr möglich. Stattdessen mussten sich Unternehmen kreative Lösungen einfallen lassen.
Videobewerbungen wurden populär – also kurze Videos, in denen sich die Bewerber*innen selbst vorstellen. Auch Vorstellungsgespräche fanden immer öfter per Zoom oder Teams statt. Für viele Jugendliche war das erstmal ungewohnt. Wie schaut man in eine Kamera? Was zieht man im Homeoffice-Interview an – Business oben, Jogginghose unten?
Gleichzeitig ergaben sich dadurch aber auch neue Chancen: Wer auf dem Land wohnt oder aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt war, konnte sich nun bequemer bewerben. Keine langen Anfahrtswege, kein Stress mit dem Busfahrplan – dafür mehr Flexibilität.
💻 Ausbildungsmessen 2.0 – von der Messehalle ins Web
Ein besonders harter Einschnitt war das Wegfallen der Ausbildungsmessen. Diese Events waren für viele Jugendliche eine super Gelegenheit, sich direkt bei mehreren Firmen zu informieren und Kontakte zu knüpfen – oft der erste Schritt Richtung Ausbildung.
2020 hieß es dann: „Willkommen zur digitalen Messe!“ Die Unternehmen präsentierten sich über virtuelle Messestände, Live-Chats und Webinare. Ganz ehrlich: Das war nicht immer perfekt – aber ein erster Schritt. Viele Schüler*innen fanden es zwar schade, keine Kugelschreiber oder Gummibärchen abzustauben, aber dafür konnten wirklich Interessierte vom Sofa aus Infos sammeln und mit Ausbildungsleitern chatten.
❌ Praktika auf Eis – Azubi-Schnuppern wurde schwierig
Ein echtes Problem war auch der Ausfall vieler Schulpraktika. Diese Schnupperwochen sind eigentlich superwichtig, um zu sehen, ob ein Beruf wirklich passt. Doch im Lockdown war das oft nicht möglich. Unternehmen durften keine Externen reinlassen, Schulen konnten keine Praktika vermitteln.
Manche Betriebe reagierten mit sogenannten „virtuellen Praktika“ – kleine Online-Projekte, bei denen Schüler*innen Aufgaben bearbeiten und das Unternehmen digital kennenlernen konnten. Das war natürlich nicht dasselbe wie ein echter Werkstattbesuch, aber immerhin ein Versuch, Jugendlichen trotzdem eine Orientierung zu geben.
📉 Betriebe auf Sparkurs – weniger Ausbildungsplätze
Ein weiterer, ernster Trend 2020: Weniger Ausbildungsplätze. Viele Unternehmen – vor allem in der Gastronomie, im Einzelhandel oder in der Veranstaltungsbranche – mussten massiv sparen. Neue Azubis einzustellen? Für viele war das in der wirtschaftlichen Unsicherheit einfach nicht machbar.
Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sank die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze 2020 im Vergleich zum Vorjahr spürbar. Auch die Zahl der Bewerbungen ging zurück – viele Jugendliche waren verunsichert, schoben Bewerbungen auf oder orientierten sich um. Einige wählten lieber ein freiwilliges soziales Jahr oder verlängerten die Schulzeit.
Fazit: Krise als Katalysator?
Auch wenn 2020 für die Azubisuche ein echtes Chaosjahr war – es brachte auch positive Veränderungen. Der Ausbildungsmarkt wurde digitaler, flexibler und in manchen Bereichen auch zugänglicher. Unternehmen, die sich schnell anpassten, hatten die Chance, auch neue Zielgruppen zu erreichen. Und Jugendliche sammelten früh wichtige digitale Skills – von Online-Bewerbung bis hin zum Vorstellungsgespräch via Webcam.
Natürlich war 2020 für viele Ausbildungsinteressierte frustrierend. Aber es war auch ein Jahr, in dem Mut, Kreativität und digitale Offenheit besonders gefragt waren – und belohnt wurden. Wer gelernt hat, sich per Video zu präsentieren oder digitale Jobmessen zu nutzen, nimmt diese Skills auch in die Zukunft mit.
Und mal ehrlich: Wenn man mit 16 schon weiß, wie man sich durch eine Pandemie bewirbt – was soll da noch kommen?
Foto: Pavel Danilyuk / Pexels.com
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