Ausbildungssuche 2021: Warum Google gewinnt und Azubi-Apps verlieren

Mal ehrlich: Wenn du heute eine neue Jeans suchst, was machst du?
Richtig: Google anschmeißen.

Warum sollte es bei der Ausbildungssuche anders sein?

Genau das denken sich auch viele Schülerinnen und Schüler. Während manche Unternehmen und Portale noch auf eigene Azubi-Apps setzen, haben Jugendliche längst ihren eigenen Weg gefunden und der führt fast immer über die Suchmaschine ihres Vertrauens: Google.


Google statt App: So läuft’s wirklich

Du bist 16 oder 17, kurz vor dem Schulabschluss, und deine Lehrerin sagt: „Jetzt bewerbt euch mal für eine Ausbildung.“

Was passiert dann?
Niemand geht zuerst in den App Store und sucht nach „beste Azubi-App“.
Stattdessen: Google öffnen, Stichwort eingeben – fertig. Zum Beispiel:

  • „Ausbildung 2022 Hamburg“
  • „Kfz-Mechatroniker Ausbildung in meiner Nähe“
  • „Bank Ausbildung mit Realschulabschluss“

Die Ergebnisse?
Dank Google for Jobs (seit 2018 auch in Deutschland) gibt’s eine hübsche Box mit passenden Ausbildungsstellen direkt oben in den Suchergebnissen, oft inklusive Filter, Kartenausschnitt und Infos zum Unternehmen.

Schnell, einfach, kein Download nötig. Warum also eine extra App installieren?


Die harte Realität für Azubi-Apps

In den letzten Jahren gab es sie wie Sand am Meer: Azubi-Apps von Portalen, Städten, Unternehmen oder Start-ups. Da war zum Beispiel:

  • TalentHero von meinestadt.de (mittlerweile eingestellt)
  • AzubiWelt der Bundesagentur für Arbeit
  • Truffls für Ausbildung
  • Diverse regionale Azubi-Apps von IHKs oder Landkreisen

Die Idee war oft gut. Eine App, die alles kann: Berufe entdecken, Stellen finden, direkt bewerben, Lebenslauf speichern, Push-Nachrichten kriegen.

Das Problem? Jugendliche installieren die App… nicht.
Und wenn doch, dann wird sie nach zwei Wochen wieder gelöscht.


Warum Azubi-Apps es so schwer haben

1. Die Bewerbungsphase ist kurz

Die heiße Phase für die Ausbildungssuche dauert oft nur ein paar Monate, von Herbst bis Frühjahr. Danach ist das Thema durch.
Warum sollte man sich also extra eine App aufs Handy holen, die man nur in dieser kurzen Zeit braucht?

Apps, die nicht regelmäßig genutzt werden, fliegen schnell wieder runter – Platzmangel, kein Nutzen mehr, kein Interesse. Klassischer Fall von: „Hab ich mal ausprobiert, war nett, aber braucht man nicht.“

2. Keine Suchkultur im App Store

Jugendliche googeln. Aber sie suchen nicht im App Store nach „Ausbildung“.
Dort sucht man nach WhatsApp, Spotify oder vielleicht mal Duolingo, aber nicht nach Berufseinstieg.
Und selbst wenn: Welche App ist die „richtige“? Die Auswahl ist riesig, die Bewertungen oft mittelmäßig, die UX veraltet.

3. Kein Platz auf dem Handy

Real Talk: Der Speicherplatz auf dem Handy ist hart umkämpft.
Wenn TikTok 400 MB frisst, WhatsApp ständig Fotos speichert und noch ein paar Spiele laufen, bleibt für eine App, die nur einmal im Jahr gebraucht wird, kein Platz.

4. Google ist schneller, bequemer und allgegenwärtig

Google hat einen entscheidenden Vorteil: Man braucht keine neue Plattform, keinen Account, keinen Download.

Einmal Suchbegriff eingeben. Zack, da sind die Angebote.
Google zeigt Ergebnisse von bekannten Jobbörsen, Unternehmenswebsites, regionalen Plattformen und das alles auf einen Blick.

Und: Google funktioniert auch auf dem Schul-PC oder im Browser auf dem Tablet, ohne Login oder Appstore.


Azubi-Apps: Oft gute Ideen, aber an der Zielgruppe vorbei

Viele Azubi-Apps haben nette Funktionen:
Berufswahl-Tests, interaktive Karten, Bewerbungstipps, Chatfunktionen mit Azubis oder Beratern.

Aber sie gehen oft am Verhalten der Jugendlichen vorbei.
Apps funktionieren nur, wenn man sie regelmäßig braucht, wie Social Media oder Nachrichten.

Die Ausbildungssuche ist aber ein temporäres Anliegen. Sie ist wichtig, aber nicht dauerhaft präsent.

Wenn dann noch die Usability nicht stimmt (langsam, schlechte Navigation, Abstürze…), ist der Ofen schnell aus.


Was ist mit gehypten Azubi-Apps?

TalentHero war so eine App, die es eigentlich hätte schaffen können.
Von meinestadt.de mit viel Werbung gelauncht, modern gestaltet, einfach zu bedienen – sogar mit der Möglichkeit, sich direkt aus der App zu bewerben. Sie wurde sogar stark in den sozialen Netzwerken beworben.

Aber auch TalentHero wurde 2021 still und leise eingestellt.
Warum? Die App wurde einfach nicht genug genutzt. Trotz Integration in die meinestadt.de-Welt.

Ein klassisches Beispiel dafür, dass auch gute Apps nicht überleben, wenn sie an den Nutzungsgewohnheiten vorbei entwickelt werden.

AUBI-plus nutzte im Zuge der Video-Bewerbung die App des Partners Talentcube. Hier stellte man fest, dass die Abbruchquote in die Höhe schnellte, wenn die Schüler*innen die App laden sollten, um sich darüber zu bewerben. Heute nutzt das Ausbildungsportal einen anderen Weg: Mit der WhatsApp-Bewerbung wird eine App genutzt, die die meisten Jugendlichen eh schon auf dem Smartphone nutzen.

Über die Jahre sind auch viele weitere Apps nicht mehr abrufbar bzw. ohne aktuelle Funktionen: Lehrstellen-Apps der IHK und der Handwerkskammer, Einstieg-App, Azubister-App, …


Fazit: Google gewinnt, weil es schon da ist

Der große Vorteil von Google ist nicht, dass es besser wäre als jede App.
Sondern: Es ist einfach schon da.

  • Keine Hürde
  • Kein Download
  • Kein Lernen einer neuen Plattform

Für Unternehmen heißt das: Sichtbarkeit bei Google ist entscheidend – nicht nur auf Jobbörsen oder in Apps.
Eine mobil-optimierte Karriereseite mit Google-for-Jobs-Anbindung bringt oft mehr als jede noch so schicke Azubi-App.

Und für App-Anbieter? Vielleicht lieber Ressourcen in gute Webangebote und mobile Seiten investieren – statt in eine App, die keiner installiert.


Und die Schüler*innen?

Die wollen einfach, schnell und mobil den Einstieg ins Berufsleben finden.
Und das geht 2021 eben am besten über Google, nicht über den App Store.

Also: Wer Azubis sucht, sollte dort sichtbar sein, wo sie wirklich suchen.
Und das ist – Überraschung – nicht in einer App, sondern im Google-Suchfeld.

Foto Pixabay / Pexels.com

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