Deutschland steckt im Krisenmodus. Konjunktur schwächelt, Energiepreise schwanken, Lieferketten sind fragil, die Aufträge unplanbarer denn je. Viele Unternehmen spüren den Druck: Kosten runter, Effizienz rauf, Fokus auf das Tagesgeschäft. Da wirkt der Gedanke an „mehr Ausbildung“ für viele wie ein Luxusproblem.
Doch genau hier lauert die Falle. Krise jetzt – Fachkräftelücke morgen. Wer in harten Zeiten Ausbildung streicht oder kleinrechnet, riskiert in ein paar Jahren ein viel größeres Problem: keine Leute mehr.
Denn eines ist sicher: 2030 gehen die Babyboomer in Rente. Ob wir gerade Rezession haben oder Aufschwung, das ändert daran nichts.
⚡Krisenlogik vs. Demografielogik
Die Krisenlogik sagt: „Wir müssen sparen.“
Die Demografielogik sagt: „Wir müssen jetzt investieren.“
Das Dilemma: Viele Unternehmen setzen in Krisen auf kurzfristige Rettung, nicht auf langfristige Sicherheit. Ausbildungsplätze sind dann oft das Erste, was gestrichen wird. Nur das ist, als würdet ihr bei Sturm das Rettungsboot absägen, weil das Holz gerade für etwas anderes gebraucht wird. Kurzfristig spart ihr Material. Langfristig säuft ihr ab.
🏋️Babyboomer + Krise = Doppelter Druck
Für Unternehmen mit einem hohen Anteil an Babyboomern (25%, 40% oder mehr) potenziert sich das Problem.
- Krise heute: Budgets sind knapp, Auslastung schwankt, die Unsicherheit lähmt Investitionen.
- Fachkräftemangel morgen: Wenn die erfahrensten Köpfe gleichzeitig gehen, fehlt das Rückgrat.
Die Kombination ist brandgefährlich. Ihr spart heute, verliert aber morgen nicht nur Fachkräfte, sondern gleich auch noch das Wissen, mit dem ihr Krisen eigentlich überstehen könntet.
🎯Wie schafft man Ausbildung trotz Krise? 6 Tipps für die Praxis
Klingt einfach: „Macht trotzdem Ausbildung.“ Aber wie soll das gehen, wenn Auftragsbücher dünner sind und Budgets enger geschnallt werden? Hier sechs konkrete Hebel:
1. Ausbildungsquote als Fixgröße einplanen
Behandelt die Ausbildung nicht wie ein „Kann“, sondern wie ein „Muss“. Setzt euch eine Quote (z. B. 7–10% der Belegschaft als Azubis) und schreibt sie fest in eure Personalplanung. So rutscht das Thema nicht mehr unter die Sparschere, wenn es eng wird.
2. Förderprogramme nutzen
Der Staat fördert Ausbildung stärker, als viele glauben. Ob Zuschüsse, Unterstützung für Verbundausbildung oder spezielle Mittel für kleine und mittlere Betriebe : Wer sich informiert, kann viel Geld sparen. Tipp: Sprecht eure IHK oder Handwerkskammer an, die kennen die Förderlandschaft genau.
3. Kooperationen eingehen
Nicht jedes Unternehmen muss alle Ausbildungsinhalte selbst stemmen. Wer mit Partnerbetrieben, Schulen oder überbetriebliche Ausbildungsstätten zusammenarbeitet, kann Kosten teilen und dennoch Azubis gewinnen. Gerade im Mittelstand ist das ein Schlüssel, um Ausbildungsplätze überhaupt anbieten zu können.
4. Azubis als echte Entlastung begreifen
Viele sehen Azubis vor allem als Kostenfaktor. Aber gut eingesetzt, können sie schon im zweiten oder dritten Lehrjahr produktiv mitarbeiten und die Belegschaft entlasten. Besonders in Krisenzeiten, wenn jede Hand gebraucht wird, können Azubis wertvolle Aufgaben übernehmen.
5. Wissenstransfer strukturiert organisieren
Gerade wenn Babyboomer im Haus sind, muss das Wissen gesichert werden und Azubis sind der ideale Kanal dafür. Richtet Tandems, Projektarbeiten oder interne Wissenswerkstätten ein, in denen erfahrene Fachkräfte ihr Know-how direkt weitergeben. So wird Ausbildung zur Rettungsleine für euer Praxiswissen.
6. Flexibel ausbilden
Nicht jede Ausbildung muss klassisch laufen. Teilzeitausbildung, duale Modelle oder verkürzte Ausbildungswege (für Abiturienten oder Studienabbrecher) können helfen, schneller und flexibler an Fachkräfte zu kommen. So bleibt ihr auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig.
📣Typische Einwände – und wie ihr sie entkräftet
„Wir haben kein Geld für Ausbildung.“
Dann habt ihr auch kein Geld für Fachkräftemangel. Ausbildung ist immer günstiger als Headhunter + Einarbeitung + Fluktuation.
„Wir haben gerade keine Kapazität.“
Dann habt ihr auch keine Kapazität für fehlendes Personal 2030. Azubis sind die einzige Möglichkeit, heute in Ruhe die Fachkräfte für morgen zu sichern.
„Wir wissen nicht, ob wir die Azubis nach der Krise übernehmen können.“
Glaubt mir: 2030 werdet ihr um jede Fachkraft froh sein. Wenn es wirklich nicht passt, gehen junge Leute schnell woanders hin, aber besser ein Risiko eingehen, als gar nicht ausbilden.
⏰Krise als Chance begreifen
Ja, das klingt abgegriffen. Aber in diesem Fall stimmt es. Gerade jetzt, wo viele Unternehmen sparen und Ausbildungsplätze streichen, könnt ihr einen Vorteil aufbauen:
- Ihr gewinnt Azubis leichter, weil die Konkurrenz schwächelt.
- Ihr positioniert euch als stabiler, verlässlicher Arbeitgeber.
- Ihr baut genau jetzt die Fachkräfte auf, die andere 2030 verzweifelt suchen.
🏆Fazit: Wer jetzt ausbildet, überlebt die Krise doppelt
Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck, keine Frage. Aber die eigentliche Katastrophe lauert nicht 2024 oder 2025, sondern 2030. Dann entscheidet sich, wer rechtzeitig die Rettungsboote ins Wasser gelassen hat.
Jetzt ausbilden heißt: Zwei Krisen gleichzeitig abfedern.
- Die aktuelle Krise, indem Azubis mittelfristig produktiv unterstützen.
- Den Babyboomer-Crash 2030, indem ihr euer Wissen und eure Fachkräftebasis sichert.
Wer heute sagt „Wir können uns Ausbildung nicht leisten“, sagt morgen „Wir können uns fehlende Fachkräfte nicht leisten“. Der Unterschied? Morgen ist es zu spät.
🎯 Also: Auch im Krisenmodus die Quote halten. Förderungen nutzen. Kooperationen suchen. Azubis als Chance sehen.
Denn am Ende ist es ganz einfach: Jetzt ausbilden. Zukunft sichern. Auch – und gerade – in der Krise.
Foto von cottonbro studio / Pexels.com
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