Das Jahr 2018 – klingt gar nicht so lange her, oder? Und doch hat sich seitdem einiges getan in der Welt der Ausbildung. Schon damals zeichnete sich ab: Wer junge Menschen für eine Lehre oder Ausbildung gewinnen will, muss mehr bieten als einen sicheren Job und pünktliches Gehalt. In einer Zeit, in der Fachkräfte rar wurden und Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, drehte sich der Spieß um: Die Betriebe mussten sich bei den Azubis bewerben – und nicht mehr umgekehrt.
Was war also 2018 in Sachen Ausbildung angesagt? Wir schauen auf die wichtigsten Trends in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol – von der Berufsorientierung bis zur Ausbildungsqualität.
1. Berufsorientierung: Raus aus der Kreidezeit!
2018 wurde klar: Berufsorientierung muss moderner werden. Viele Jugendliche hatten keinen Plan, welcher Beruf zu ihnen passt – oder sie kannten schlicht zu wenige Alternativen. Also gingen Schulen, Kammern und Unternehmen neue Wege.
In Deutschland wurden digitale Berufsorientierungsportale ausgebaut, darunter Berufe.TV, Check-U von der Bundesagentur für Arbeit oder Apps, mit denen Schüler:innen ihre Interessen und Stärken entdecken konnten. Schulen testeten „digitale Schnuppertage“, bei denen man per 360°-Video ins Unternehmen eintauchte.
In Österreich war der „Talente-Check“ in vielen Bundesländern beliebt – eine Art Berufskompass, oft begleitet von Beratungsgesprächen. Die Schweiz setzte weiterhin auf starke Berufsberatung durch die kantonalen Stellen, kombiniert mit realitätsnahen Praktika in Betrieben.
Und Südtirol? Hier wurde zweisprachige Berufsorientierung immer wichtiger – es entstanden neue Infoportale auf Deutsch und Italienisch, und Schulen arbeiteten enger mit regionalen Betrieben zusammen.
2. Azubi-Recruiting: Die Generation Z kommt – und bleibt kritisch
2018 rückte eine neue Zielgruppe in den Fokus: die Generation Z – also junge Menschen, die mit Smartphone, WLAN und Social Media groß geworden sind. Für sie zählen Sinn, Wertschätzung und Flexibilität mehr als Dienstwagen oder Krawattenpflicht.
Unternehmen in allen vier Ländern mussten ihr Azubi-Recruiting anpassen. In Deutschland gab’s einen regelrechten Boom an Azubi-Kampagnen mit Emojis, YouTube-Spots und sogar eigenen Karriere-Influencern. Viele Betriebe begannen, aktiv auf Instagram oder Snapchat zu rekrutieren – und das nicht mal schlecht!
In Österreich setzten große Unternehmen auf „Lehrlingsscouts“, also junge Azubis, die an Schulen über ihre Ausbildung berichteten. So konnte man Nachwuchs auf Augenhöhe gewinnen.
In der Schweiz wurde verstärkt auf regionale Jobbörsen und sogenannte „Matching-Plattformen“ gesetzt, die Azubis und Betriebe passgenau zusammenbrachten. In Südtirol entstanden kreative Projekte wie „Lehrlings-Speed-Datings“ – schnell, direkt und sympathisch.
3. Ausbildungsmarketing: Unternehmen werden zu Marken
Der Kampf um die besten Azubis machte 2018 eines klar: Wer nicht auffällt, bleibt auf der Strecke. Ausbildungsmarketing wurde kreativer, emotionaler – und digitaler.
In Deutschland und Österreich war 2018 das Jahr der Azubi-Vlogs und „Takeover-Wochen“ auf Instagram. Lehrlinge übernahmen die Social-Media-Kanäle ihrer Unternehmen und zeigten ungeschminkt, wie Ausbildung wirklich läuft – inklusive frühem Aufstehen, Kantinen-Check und Werkstatt-Fails.
Schweizer Unternehmen präsentierten sich mit coolen Videoclips, die in Kinos und auf YouTube liefen. Dabei ging es nicht nur um Fakten, sondern um Storytelling: Warum macht der Beruf Spaß? Was gibt’s für Perspektiven?
In Südtirol war die Kombination aus regionaler Verwurzelung und digitalen Elementen der Schlüssel. Azubi-Testimonials, Videos mit Dialekt und reale Erfolgsgeschichten kamen gut an – vor allem, wenn sie von Gleichaltrigen erzählt wurden.
4. Ausbildungsqualität: Mehr Wert auf Inhalte und Betreuung
2018 ging es nicht nur darum, Azubis zu finden – man wollte sie auch halten. Denn die Abbrecherquote war in vielen Regionen ein Problem. Deshalb rückte die Qualität der Ausbildung stärker in den Fokus.
In Deutschland wurde diskutiert, wie man Betriebe besser auf ihre Rolle als Ausbilder vorbereitet. Seminare für Ausbilder:innen, Mentoring-Programme und mehr Feedbackkultur hielten Einzug. Auch das Thema Work-Life-Balance in der Ausbildung wurde präsenter.
In Österreich wurde die sogenannte „duale Akademie“ ausgebaut – ein Ausbildungsweg speziell für Maturant:innen (Abiturient:innen), der moderne Inhalte wie Digitalisierung, Soft Skills und Auslandspraktika beinhaltet.
Die Schweiz arbeitete weiterhin an der Feinjustierung ihres dualen Ausbildungssystems. Hier war die Ausbildungsqualität schon auf hohem Niveau, aber man investierte gezielt in Lernortkooperationen – also die bessere Abstimmung zwischen Schule und Betrieb.
In Südtirol wurden Förderprogramme aufgestockt, mit denen kleine Betriebe bei der Ausbildung unterstützt wurden. Gleichzeitig gab es mehr Schulungen für Lehrpersonen und Ausbilder:innen – damit Theorie und Praxis besser ineinandergreifen.
5. Digitalisierung: Vom Nice-to-have zum Must-have
Schon 2017 war Digitalisierung ein Thema – 2018 wurde sie umso wichtiger. Ausbildungsbetriebe mussten sich fragen: Wie digital sind unsere Inhalte, Methoden und Tools?
In Deutschland wurde über „digitale Ausbildungsberufe“ diskutiert – etwa neue Berufsbilder im IT- und Medienbereich. Gleichzeitig kamen Lern-Apps, Webinare und Online-Berichtshefte in Fahrt. Auch in Österreich setzten sich digitale Tools langsam durch, etwa in der Berufsschule oder beim Online-Lernen zu Hause.
Schweizer Berufsschulen integrierten digitale Module in den Unterricht und arbeiteten mit Lernplattformen wie „Moodle“. In Südtirol entstand eine Reihe neuer Online-Angebote zur Prüfungsvorbereitung und für die berufsbegleitende Weiterbildung – besonders nützlich in abgelegenen Tälern, wo nicht jede Woche ein Kurs vor Ort stattfand.
Foto von Artem Podrez / Pexels.com
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