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Österreich 2019 vs 2023/24 – Was hat sich getan?

Zahlen & Umfang

2019:

  • In 2019 wurden – grob – rund 31.000 neue Lehranfänger*innen in einem Unternehmensbetrieb gezählt. Das war ein solides Niveau.
  • Die Gesamtzahl der Lehrlinge (also alle Lehrjahre) war etwas niedriger als 2023, aber stabil.
  • Lehrbetriebe waren zahlreich, allerdings schon damals Rückgänge bei manchen Branchen spürbar.

2023/24:

  • Ende 2023 befanden sich ca. 108.266 Personen in einer Lehrausbildung, davon 102.397 in einem Betrieb und etwa 5.869 in überbetrieblichen Ausbildungen (ÜBA).
  • Lehranfänger*innen (im Betrieb) lagen 2023 bei etwa 31.111, also sehr ähnlich wie 2019. Im direkten Vergleich mit 2022 war das ein leichter Rückgang, aber im Jahresvergleich 2019 vs. 2023 ist das Niveau etwa gleich oder leicht darüber.
  • Viele Lehrbetriebe sind geblieben (~28.000) aber man liest, die Anzahl der Betriebe mit Lehrausbildung sank auf ein sogenanntes Langzeittief: 2023: 27.083 Lehrbetriebe. Salzburger Nachrichten

Trends & Veränderungen

Einige klare Trends sind sichtbar:

  1. Lehrlingsmangel / Lehrstellenüberhang
    Man spricht heute nicht mehr so sehr von einer „Lehrstellenlücke“ (wo Bewerberinnen fehlen), sondern vielmehr von einem Lehrlingsmangel: Es gibt oftmals mehr offene Lehrstellen als geeignete Bewerberinnen.
  2. Stabilisierung auf Vor-Corona Niveau
    Trotz der Corona-Jahre und all der Unsicherheit sind viele Kennzahlen wieder auf jenes Niveau zurückgekehrt, das man 2019 hatte, z. B. bei Lehranfänger*innen in Betrieben.
  3. Regionale & berufliche Schieflagen
    Nicht alle Regionen profitieren gleich: Manche Bundesländer haben Lehrstellenüberhang (mehr offene Stellen als Bewerber*innen), andere immer noch eine knappe Versorgung oder sogar Unterversorgung.
    Auch bei den Lehrberufen ist die Verteilung weiterhin ziemlich konzentriert: Bestimmte technische und gewerbliche Berufe bleiben gefragt, bei Frauen in Technical Fields gibt es Verbesserungen, aber der „Gender Gap“ existiert weiter.
  4. Digitalisierung & neue Inhalte
    Ein deutlicher Trend: Ausbildungsbetriebe integrieren mehr digitale Lernmittel, Plattformen, Tutorials etc. Lehrlinge verlangen mehr digitale Inhalte, und Ausbilder reagieren darauf. OTS.at
  5. Förderung & Politik reagieren
    Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt’s erhöhte finanzielle und strukturelle Förderung (z. B. von Fördergeldern, Lehrstellenförderung). Politik und Kammern betonen, wie wichtig duale Ausbildung und Lehrbetriebe für die Zukunft sind. Parlament Österreich

Vergleich: Was ist heute anders – und was bleibt gleich?

AspektZustand 2019Zustand 2023/24
Neuzugänge (Lehranfänger in Betrieben)~31.000~31.100 – also ziemlich stabil
Gesamtzahl LehrlingeEtwas unter dem heutigen NiveauLeicht über 100.000, etwas darüber von 2019
LehrbetriebeZahl war höherRückgang auf ca. 27.000 – Langzeittief
Offene Lehrstellen vs Bewerber*innenStellenüberhang in manchen Bereichen, oft ausgewogenLehrlingsmangel in vielen Bereichen – offene Stellen übersteigen Bewerber*innenzahl immer öfter
Beliebte Lehrberufe & BranchenTechnik & gewerbliche Berufe stark; Handel, Gastronomie etc. stark vertretenTechnik + Digitalisierung zunehmend; Tourismus schwächelt im Vergleich; mehr Frauen in Technik, etc.
Digitalisierung & InhalteNoch wenig stark ausgeprägt; eher traditionellDigitales Lernen & moderne Inhalte haben deutlich zugelegt

Was heißt das für Lehrbetriebe – heute / aktuell

Wenn ich all das zusammennehme, ergeben sich ein paar Chancen, aber auch Herausforderungen. Hier ein paar Ideen, worauf Betriebe schauen sollten:

  1. Aktive Rekrutierung & Sichtbarkeit
    Weil der Wettbewerb um geeignete Lehrlinge zugenommen hat, ist es wichtig, dass Betriebe frühzeitig sichtbar sind: Berufsmessen, Kooperation mit Schulen, Social Media, Einblicke in den Betrieb etc.
  2. Attraktive Lehrberufe & Anpassung
    Berufe, die modern wirken (z. B. Technologie, Digitalisierung, Sustainability), gewinnen. Lehrbetriebe sollten prüfen, ob sie ihre Lehrberufe updaten können, moderne Tools einsetzen, neue Inhalte einbringen – das wirkt attraktiv.
  3. Flexibilität & Offenheit
    Wer etwas offener ist bei schulischen Voraussetzungen oder bereit ist, begleitend zu fördern (z. B. über Betriebsschulungen, internen Support), hat bessere Chancen, gute Lehrlinge zu bekommen.
  4. Förderungen nutzen & Politik involvieren
    Betriebe sollten bewusst Fördermöglichkeiten nutzen (fördergeld etc.), mit Kammern, AMS und anderen Institutionen zusammenarbeiten, um Unterstützung zu erhalten.
  5. Qualität & Betreuung im Betrieb
    Nicht nur Anzahl zählt: Lehrlinge bleiben dort, wo sie sich wohlfühlen, Entwicklungsmöglichkeiten sehen, gutes Betriebsklima vorfinden. Feedback, Wertschätzung, klare Perspektiven sind wichtig.
  6. Gender & Diversität
    Der Trend bei mehr Frauen in traditionell männlichen Lehrberufen zeigt: Es lohnt sich, diese Zielgruppen gezielt anzusprechen, Barrieren abzubauen, Vorbilder zu zeigen.

Fazit & Ausblick

Also: Der Lehrstellenmarkt in Österreich hat sich seit 2019 zumindest teilweise wieder erholt. Viele Indikatoren sind zumindest auf dem Niveau von damals, manchmal leicht darüber. Aber: Die Herausforderungen treten heute deutlicher zutage, der Mangel an Lehrlingen in vielen Bereichen, der Rückgang der Lehrbetriebe, die Verschiebungen in Branchen.

Für Lehrbetriebe heißt das: Die Zeiten, in denen man möglichst wenig Aufwand in die Lehrlingssuche gesteckt hat, sind vorbei. Wer heute erfolgreich ausbilden will, muss sich bemühen sichtbar zu sein, modern zu sein und Entwicklung zu bieten.

Foto von Саю Дайго / Pexels.com

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