Neue Ideen, Mut und etwas Glück – Viral gehen wie Glaserei Sterz

In den letzten Wochen kam man in der Recruitingszene an diesem einen Video nicht vorbei:
Eine Glaserei aus Niedersachsen, vertreten durch den Inhaber Sven Sterz, geht steil auf Social Media – und das mit einem ziemlich einfachen, aber ehrlichen Aufruf zur Azubisuche. Titel:

„Ich muss verrückt sein…“

Und zack – viral.

Was als spontaner Facebook-Post begann, wurde über Nacht zum Internet-Hit:
3,2 Millionen Aufrufe, über 64.000 Likes, zigtausend Kommentare, bundesweite Presse – und mittendrin ein bodenständiger Handwerksbetrieb, der eigentlich nur zwei Azubis sucht.


Viral-Hit ohne Hochglanz-Kampagne

Keine teure Werbeagentur. Kein aufwändiges Drehbuch. Kein schickes Employer-Branding-Video mit Drohnenflug. Sondern:
Sven Sterz, sein Smartphone, eine ehrliche Botschaft – und ein bisschen Selbstironie.

Doch trotz des Hypes fragt man sich:
„Nur 40 Bewerbungen bei über 3 Millionen Views?“
Ich hätte ehrlich gesagt mit mindestens 100 gerechnet. Aber man muss fair sein: Wenn vorher gar keine Bewerbungen eingetrudelt sind, dann ist das schon ein gewaltiger Erfolg. Und vor allem: Die Qualität der Bewerbungen dürfte durch die hohe Reichweite deutlich gestiegen sein.


Was wir von der Glaserei Sterz lernen können

Und genau hier wird’s spannend. Es geht nicht darum, wie Herr Sterz bekannt wurde, sondern was wir daraus mitnehmen können.

Denn in Wahrheit geht es bei dieser Geschichte um mehr als Reichweite. Es geht um:

Gute Ideen
Mut zur Umsetzung
Ehrgeiz und Ehrlichkeit
Und ein Quäntchen Glück

Oder, wie Martin Gaedt es in seinem Buch so treffend nennt:

„Rock Your Idea“

Das ist der Spirit, den wir im Azubi-Recruiting 2025 brauchen.


Mut schlägt Mittelmaß

Viele Unternehmen versuchen, möglichst professionell aufzutreten. Hochglanz-Imagevideos, glattgebügelte Karriereseiten, stockfoto-schwangere Azubikampagnen. Doch gerade junge Menschen reagieren viel stärker auf echte, ehrliche Inhalte.

Das Video von Sven Sterz war:

  • nicht perfekt, aber authentisch
  • nicht gescriptet, aber emotional
  • nicht teuer, aber wirkungsvoll

Kurz: echt. Und genau das macht den Unterschied.


„Aber ich bin doch nicht kreativ…“ – Doch!

Kommen wir zur Lieblingsausrede, wenn es um neue Ideen geht:

„Ich bin halt nicht kreativ.“

Sorry, aber das ist Quatsch.
Kreativität ist kein Talent, das man entweder hat oder nicht. Es ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann – genau wie Fahrradfahren oder Grillen. Und manchmal reicht schon ein Perspektivwechsel oder eine ungewöhnliche Kombination.

Ein Beispiel aus meinem Alltag:

Über meinem Küchentisch hängt seit Neuestem ein Gewürzregal-Leuchter.
Mit einem alten Holzbalken, ein paar Edison-Lampen und einer Fräse hab ich mir ein echtes Einzelstück gebaut.
Praktisch, stylisch – und komplett selbst erdacht.

Die Formel ist simpel:
Ding A + Ding B = neue Idee.

Warum nicht mal:

  • Benefits + Gamification? (z. B. Azubi-Boni als Levels erspielen)
  • Praktikum + Elternabend? (z. B. Berufserkundung gemeinsam mit den Eltern)
  • Snapchat + Bewerbungsgespräch? (z. B. Mini-Interview in 60 Sekunden)

Kreativität lässt sich auch im Team anzapfen

Du musst nicht allein vor dich hinbrüten. Hol dein Team ins Boot!
Hier ein paar Methoden, die einfach umzusetzen sind:

🧠 Brainwriting (statt Brainstorming)

Jede*r schreibt still für sich ein paar Ideen auf. Danach werden die Zettel getauscht – und andere bauen die Ideen weiter aus.

🔄 6-3-5-Methode

6 Personen schreiben je 3 Ideen in 5 Minuten – dann wird durchgetauscht. Am Ende stehen 108 Ideen auf dem Tisch. Ganz schön beeindruckend, oder?

💡 Design Thinking-Ansätze

Hier geht’s darum, die Zielgruppe (also Schüler*innen) wirklich zu verstehen und von deren Bedürfnissen aus zu denken.
Spoiler: „Gute Bezahlung“ steht selten an erster Stelle. Emotion, Haltung und Sinn zählen mehr.


Recruiting mal anders – ein Best-Practice-Beispiel

Ein Kunde von mir ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen:
Er hat Lehrkräften ein Praktikum in seiner Lehrwerkstatt angeboten – mit dem Ziel, ihnen die Begeisterung für die technische Ausbildung persönlich zu vermitteln.

Klingt verrückt?

Hat aber funktioniert.
Die Lehrkräfte gingen mit leuchtenden Augen zurück an die Schule – und empfahlen den Betrieb aktiv weiter.

Manchmal muss man einfach Dinge tun, die sonst keiner macht.


Bonus-Tipp: Bitte kein „Ja, aber …“

Der sicherste Killer für kreative Prozesse?

Ja, aber …

Dieser Satzteil stoppt jede gute Idee im Keim. Deshalb mein Rat für dein nächstes Kreativmeeting:

„Ja, und …“ sagen.
Das klingt vielleicht nach Kalenderspruch, aber es verändert die Dynamik komplett. Es öffnet statt zu blockieren. Und es bringt euch ins Machen.


Fazit: Ideen entstehen nicht im Elfenbeinturm – sondern im Alltag

Das Beispiel der Glaserei Sterz zeigt: Man muss kein Konzern sein, um aufzufallen.
Man muss nicht perfekt sein.
Man muss nicht Millionen in Employer Branding investieren.

Man muss den Mut haben, sichtbar zu werden.

Und manchmal reicht dafür schon ein ehrliches Video mit der Smartphone-Kamera – und der Satz:

„Ich muss verrückt sein…“

Also los: Ran an die Ideen!
Probier was aus. Denk quer. Frag deine Azubis, was sie anders machen würden. Und vor allem: Hab Spaß dabei!

Denn Recruiting darf auch mal unvernünftig sein.
Und manchmal führt genau das zum Erfolg.


Du brauchst Hilfe beim Brainstormen oder willst dein Team in Sachen Azubi-Recruiting fit machen?
Lass uns sprechen. Vielleicht bist du ja der nächste virale Hit. 😉

Foto: Francesco Ungaro / Pexels.com

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