Hand aufs Herz: Viele Betriebe haben das Problem, dass ihre Ausbildungsplätze einfach niemanden interessieren. Und das liegt nicht immer an schlechter Bezahlung oder harten Arbeitszeiten. Oft sind es die Berufe selbst, die ein Imageproblem haben oder einfach zu unbekannt sind. Wer kennt schon einen „Verfahrenstechnologen“ – und dann noch in seinen Fachrichtungen? Oder weiß, dass ein „Geomatiker“ heute nicht nur mit Landkarten arbeitet, sondern auch GPS-Daten, Drohnenbilder und 3D-Modelle auswertet?
Das Problem: Schulen, Eltern und sogar die Jugendlichen selbst denken bei Ausbildung meist an klassische Berufe wie Einzelhandel, Pflege, Handwerk oder Bürokauf. Alles, was exotisch klingt, wird gerne übersehen. Und das, obwohl viele dieser Berufe zukunftssicher, spannend und kreativ sind.
Verstaubt? Von wegen!
Einige Berufe haben über Jahrzehnte ein „staubiges“ Image aufgebaut. Beispiel: Gärtner. Viele denken da an Rasenmähen, Hecken schneiden, vielleicht ein bisschen Nutzpflanzen pflanzen. In Wahrheit arbeiten Gärtner:innen heute mit Pflanzencomputern wie Bewässerungssteuerungen, planen grüne Dächer, kümmern sich um Biodiversität und entwickeln urbane Landschaften, die echten Wow-Effekt haben.
Ähnlich sieht es bei Berufen wie „Lagerlogistiker“ oder „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ aus. Früher: Kisten schleppen und Müll sortieren. Heute: smarte Lagerverwaltung, IT-gesteuerte Logistik, innovative Recyclingverfahren – echte Hightechjobs.
Dann gibt es noch die Berufe, von denen die meisten Menschen nicht einmal ahnen, was sie tun. Beispiel: Geomatiker, Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Präzisionswerkzeugmechaniker. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, scrollt weiter. Das ist die Herausforderung: Schüler:innen müssen erst einmal verstehen, was die Arbeit spannend macht.
10 Tipps, wie man Ladenhüter bekannter macht und Schüler:innen begeistert
Hier kommen konkrete Tipps für Betriebe, die in unbekannten oder „verstaubten“ Berufen Azubis suchen:
1. Erzähle Geschichten, keine Jobbeschreibungen
Nicht auflisten, was die Azubis tun werden, sondern erzählen, was sie erleben. Statt „Lagerlogistik“: „Stell dir vor, du steuerst einen Hightech-Lagerroboter, der Pakete sortiert, während du alles über die Software kontrollierst.“ Geschichten machen neugierig.
2. Zeig die Hightech-Seite
Viele verstaubt wirkende Berufe sind heute Hightech. Drohnen, Apps, VR-Brillen oder smarte Maschinen, all das kann man in Social Media oder auf Schultouren zeigen. Technik fasziniert Jugendliche, und so wird selbst Müllsortieren spannend.
3. Praktische Einblicke geben
Schüler:innen wollen ausprobieren. Mini-Praktika, Schnuppertage, Workshops oder Escape-Room-artige Challenges bringen den Job greifbar rüber. Nichts überzeugt mehr als selbst Hand anzulegen.
4. Influencer und Azubis ins Boot holen
Aktuelle Azubis können viel authentischer erzählen, warum ihr Beruf spannend ist. Noch besser: Kurze Videos auf TikTok oder Instagram, die den Alltag zeigen. Lieber echt und lustig als perfekt inszeniert.
5. Versteckte Karrieremöglichkeiten aufzeigen
Viele Berufe wirken klein und begrenzt, haben aber super Karrierechancen. Gärtner kann später Landschaftsarchitekt werden, Lagerlogistiker zum Supply-Chain-Manager aufsteigen. Zeigt, dass es Zukunftsperspektiven gibt.
6. Eigene Angebote sichtbar machen
Die Berufe werden auf verschiedenen Plattformen im Internet vorgestellt. Hier kann man anknüpfen und eine Verbindung zu eigenen Angeboten herstellen. Denn, was nützt es, wenn die Berufe sichtbar sind, jedoch die regionalen Angebote der Unternehmen fehlen.
7. Kooperationen mit Schulen
Berufsorientierung ist oft trocken. Wenn man zusammen Projekte startet, spannende Experimente zeigt oder Wettbewerbe veranstaltet, bleibt der Beruf im Kopf.
8. Social-Media-Challenges und Spiele
Ein kleines Spiel oder eine Challenge kann Schüler:innen neugierig machen. Wer baut den besten Mini-Garten als Gärtner? Wer sortiert Pakete am schnellsten als Lagerlogistiker? Gamification funktioniert.
9. Realistische Einblicke, aber cool verpackt
Übertreiben ist nicht nötig. Ehrliche Einblicke sind wichtiger: „Ja, es gibt Routineaufgaben, aber wir entwickeln auch innovative Lösungen, die echte Wirkung haben.“ Authentizität gewinnt Vertrauen.
10. Netzwerk nutzen
Verbände, Azubi-Botschafter, YouTube-Kanäle, Fachmessen – alles, was Sichtbarkeit erzeugt, hilft. Je öfter ein Beruf auftaucht, desto vertrauter wird er.
Fazit
Die größte Hürde beim Besetzen von Ausbildungsplätzen in unbekannten Berufen ist oft nicht der Beruf selbst, sondern die Wahrnehmung. Viele Jugendliche wissen gar nicht, dass Gärtner:innen mit Drohnen arbeiten, Lagerlogistiker Hightech-Roboter steuern oder Geomatiker komplexe digitale Karten erstellen.
Mit den richtigen Strategien (Storytelling, Social Media, Praxisnähe, Azubi-Botschaftern) können selbst die größten Ladenhüter plötzlich begehrt werden. Wichtig ist, neugierig zu machen, echte Einblicke zu geben und das Staubige vom Beruf wegzublasen. Wer das schafft, bekommt motivierte Azubis, die sich für Berufe entscheiden, die sie vorher nie auf dem Radar hatten – und das Unternehmen sichert sich wertvolle Fachkräfte für die Zukunft.
Also: Raus aus der Schublade, rein in die Sichtbarkeit!
Foto von Anna Shvets / Pexels.com

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